... um Wissen aktiv in verändertes Verhalten und verbesserte Prozesse umzusetzen
Liebe Leserinnen und Leser,
als Führungskraft jonglieren Sie wahrscheinlich täglich mit mehr Aufgaben als ein Zirkusartist mit brennenden Fackeln. Sie starten ein neues Programm zur Prozessoptimierung, eine Woche später eine Initiative zur Mitarbeiterzufriedenheit, und bevor Sie es merken, stapeln sich die Projekte wie ungeöffnete Mails in Ihrem Posteingang.
Aber warum bringen all diese gut gemeinten Programme oft nicht den erhofften Durchbruch? Ganz einfach: Weil der entscheidende Faktor fehlt – das Lernen! Ja, genau, das gute alte Lernen. Es ist wie das Gemüse auf Ihrem Teller: Sie wissen, dass es wichtig ist, aber zu oft bleibt es einfach liegen.
Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie verwandeln Ihre Organisation in einen Ort, an dem Lernen genauso selbstverständlich ist wie der morgendliche Kaffee. Plötzlich laufen die Prozesse reibungslos, innovative Ideen sprießen wie Unkraut (aber im positiven Sinne!), und Ihre Teams meistern jede Herausforderung mit einem Lächeln.
Klingt gut? Das liegt daran, dass Lernen nicht nur der Schlüssel zur kontinuierlichen Verbesserung ist – es ist das Geheimrezept für nachhaltigen Erfolg.
Eine lernende Organisation ist eine, die ständig daran arbeitet, neues Wissen zu schaffen, zu erwerben und innerhalb der Organisation weiterzugeben. Aber das allein reicht nicht: Die wahre Stärke einer lernenden Organisation zeigt sich darin, dass sie dieses Wissen auch aktiv in verändertes Verhalten und verbesserte Prozesse umsetzt. Ohne diese Anpassungen bleiben neue Erkenntnisse nur ungenutztes Potenzial. Und ein ganz großes Missverständnis möchte ich an dieser Stelle ausräumen: Nicht eine Organisation lernt, sondern die Menschen in der Organisation lernen und machen Wissen so nutzbar für Kundinnen und Kunden. |
Lassen Sie uns in die Praxis eintauchen.
Sie wissen, dass Herausforderungen nicht durch bloßes Draufschauen verschwinden. Das ist etwa so effektiv wie das Zuklappen des Laptop-Deckels, wenn die Arbeit zu viel wird. Stattdessen müssen Sie die Ärmel hochkrempeln und systematisch nach den Wurzeln graben. Was steckt wirklich dahinter? Warum wiederholen sich die gleichen Fehler?
Und dann kommt der Spaßteil: Experimentieren! Wer sagt, dass Lernen langweilig sein muss? Probieren Sie neue Ansätze aus, testen Sie Ideen, und seien Sie bereit, aus Fehlern zu lernen. Denn, Hand aufs Herz, manchmal bringen gerade die schrägsten Ideen die besten Ergebnisse.
Bevor Sie jetzt losstürmen und das Rad neu erfinden, denken Sie daran, dass es auch sinnvoll ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Was machen die Kollegen in anderen Branchen? Was können wir von ihnen lernen? Manchmal liegt das beste Wissen eben nicht direkt vor der Nase, sondern bei anderen, die bereits ähnliche Herausforderungen gemeistert haben. Ich erinnere mich an eine Gegebenheit bei einem Projekt in China. Dort sagte der Geschäftsführer eines erfolgreichen Logistik- und Produktionsunternehmens: "Ihr Deutschen habt ein Problem. Ihr meint, ihr müsstet alles selber erfinden, statt etwas klug zu kopieren." Ja, auch kluges Kopieren und Modellieren, was in anderen Organisationen und Branchen wirksam ist, gehört zum organisationalen Lernen hinzu - freilich immer unter Wahrung von intellectual property Rechten.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: „Wie starte ich das Ganze?“
Hier ein erster Fahrplan:
- Erstens: Schaffen Sie eine Lernkultur.
Das bedeutet nicht, dass Sie alle mit endlosen PowerPoint-Präsentationen quälen. Gott bewahre, das Zeigen von Powerpoint ist eher einschläfernd und kann meditative Wirkung haben. In den wenigsten Fällen führt es zum organisationalen Lernen. Geben Sie Ihren Teams stattdessen die Zeit und den Raum, um nachzudenken, zu experimentieren und, ja, auch mal Fehler zu machen. Lernen braucht Zeit, und Zeit ist das, was Sie ihnen geben sollten. Genau im letzten Satz steckt Zunder drin. Wenn kein Platz im Kalender ist, kann auch kein Lernen stattfinden. Basta!
- Zweitens: Öffnen Sie die Türen für frische Ideen.
Laden Sie Ihre Teams ein, über den Tellerrand hinauszuschauen. Veranstalten Sie abteilungsübergreifende Workshops oder schicken Sie Ihre besten Leute auf Studienreisen zu den Innovationsführern der Branche. Ich persönlich bin ja auch ein großer Freund des Lesens. Günstiger können Sie nirgendwo lernen, als aus Büchern und aus Gesprächen mit anderen Menschen. Es muss also nicht immer die große Studienreise sein. Der Weg der kleinen Schritte gilt auch hier. Inspiration lauert überall – manchmal auch im Pausenraum bei einem Kaffee mit einem Kollegen aus einer anderen Abteilung.
- Drittens: Setzen Sie das Gelernte um.
Klingt logisch, oder? Aber Sie wären überrascht, wie oft großartige Ideen irgendwo in einer Schublade verstauben. Implementieren Sie konkrete Maßnahmen, die das neue Wissen in den Alltag Ihrer Organisation integrieren. Und vergessen Sie nicht, Erfolge zu feiern! Denn nichts motiviert mehr, als zu sehen, dass Lernen tatsächlich Früchte trägt. Dieses Erfolge feiern bedeutet auch Anerkennung zu liefern für etwas Neues, für etwas Verbessertes, für etwas was ein Teammitglied in einer Organisation gut gemacht hat. Das motiviert sehr stark.
Schritt für Schritt in eine lernende Organisation zu investieren, mag wie eine Herausforderung wirken, aber die Ergebnisse werden für sich sprechen. Es geht nicht um schnelle Lösungen, sondern um kontinuierliches Wachstum und Verbesserung. Und am Ende des Tages werden Sie sehen, dass sich der Aufwand mehr als gelohnt hat.
Die Investition in eine lernende Organisation bedeutet hier immer die Investition in Menschen.
Ihr Prof. Dr. Daniel Keller
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