Die Symbiose von Leben und Arbeiten
Liebe Leserinnen und Leser,
zu Beginn möchten wir, dass Sie sich folgende Fragen stellen: „Wie sieht meine Arbeitswelt in der Zukunft aus? Wie werde ich persönlich zukünftig arbeiten? Welche Fähigkeiten brauche ich? Was erwarte ich von meiner beruflichen Zukunft?“. Mit Sicherheit haben Sie sich in Zeiten des Jobwechsels und der beruflichen Verunsicherung schon häufiger Gedanken über die Zukunft Ihrer Arbeitswelt gemacht. So macht doch die Arbeit – oder auch das Fehlen von Arbeit – für die meisten Menschen den Großteil ihres Lebens aus. Stellen Sie sich diese Fragen, befinden Sie sich inmitten des Themas New Work und New Arbeit 4.0. Die beiden Trends machen deutlich:
Das Verständnis von Arbeit befindet sich unter dem Einfluss der Digitalisierung und nicht zuletzt mit der Corona-Krise als Beschleuniger grundlegend im Wandel. Ein Begriff, der dabei auch immer wieder auf der Bildfläche erscheint, ist das sogenannte „Work-Life-Blending“.
Was es damit auf sich hat und welche Entwicklungen und Trends Sie in Zukunft noch zu erwarten haben erfahren Sie in unserem aktuellen Blogpost.
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Traditionelle Organisationen mit ihren hierarchischen Strukturen erweisen sich als nicht mehr zukunftsfähig. Nach Peter Wippermann (2018) sind die 15 bedeutsamsten Zukunftstrends zur Arbeit folgende:
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„Neue Karrieren: Den Arbeitgeber zu wechseln oder zwischen Führungs- und Fachpositionen zu springen, wird häufiger.
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Gig-Working: Nine-to-five-Jobs verschwinden. Die Arbeit der Zukunft ist flexibel und projektbasiert. Immer mehr Menschen sind freiberuflich tätig.
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Kognitive Erholung: Die Arbeit von morgen ist geistig anspruchsvoller. Deshalb wird es bedeutsam, in regelmäßigen Pausen den Kopf freizubekommen.
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Arbeit-Freizeit-Trennung: Es wird eine klarere Trennung von Arbeit und Freizeit geben. Dafür sorgt die familienorientierte Generation Z.
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Silver Worker: Da Arbeit immer weniger Körpereinsatz erfordert, können auch ältere Menschen länger arbeiten.
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Robo-Recruiting: Personaler setzen vermehrt künstliche Intelligenz ein.
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Cultural Fit: Fachwissen verliert im Vergleich zur wertemäßigen Passung zwischen Bewerber und Unternehmenskultur an Bedeutung.
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Macht der Vielfalt: Unternehmen streben Diversity bewusst an.
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Coworking Places: Virtual Reality wird alltäglich. Die Zusammenarbeit verlagert sich ins Virtuelle, das Arbeiten im Homeoffice oder in Coworking-Spaces nimmt zu.
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Selbstmanagement: Top-down-Management hat ausgedient. Es gibt transparente Regeln, die Verantwortung verteilen. Der Einzelne hat mehr Entscheidungsspielraum.
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Digitales Lernen: Ständig Neues zu lernen, wird ebenso wichtig wie gezieltes Entlernen überholten Wissens. Mitarbeiter können Wissen zeitnah und nach Bedarf abrufen.
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Gesunder Arbeitsplatz: Die Arbeitsumgebung orientiert sich an den Bedürfnissen der Mitarbeiter und steigert deren körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden.
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Gendergerechtigkeit: In Sachen Gleichberechtigung wird sich eher wenig tun.
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Grundeinkommen: Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte Bürokratie abbauen, Kreativität freisetzen und den sozialen Frieden sichern.
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Digitalethik: Der Einsatz neuer Technologien macht es notwendig, eine digitale Ethik zu entwickeln und klare Regeln für den Umgang mit KI zu definieren.“ (Wipperman/Xing 2018, S. 4-20)
Die Liste verdeutlicht, vor welchen Herausforderungen Arbeitgeber heutzutage stehen, um ihr Unternehmen zukunftsträchtig zu gestalten und agil zu bleiben.
New-Work-Modelle setzen sich vermehrt durch und Faktoren wie Sinnhaftigkeit, Gestaltungsmöglichkeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben rücken in den Vordergrund. Der Grundgedanke, der hinter dem New-Work-Konzept steht, geht auf Prof. Dr. Frithjof Bergmann zurück:
Nicht der Mensch ist das Mittel für die Arbeit, sondern die Arbeit dient als Mittel für den Menschen, der sich frei entfalten und entwickeln kann und soll, so Bergmann.
Arbeit müsse sich grundlegend ändern, damit Werte wie Freiheit, Selbstbestimmung und Kreativität aufleben können. Menschen sollen einer Arbeit nachgehen, bei der ihre Fähigkeiten, ihre menschlichen Kompetenzen und Selbstbestimmtheit im Vordergrund steht. Vor allem durch die Digitalisierung und den technischen Fortschritt hat die Bedeutung des Konzepts an Wichtigkeit gewonnen.
Auch die Corona Pandemie trägt zu einer Beschleunigung dieses Wandels bei. Denn auch der Arbeitsort gewinnt stetig an Flexibilität. Die Pandemie hat bewiesen: Remote Work ist ein wichtiger Bestandteil von New Work – und funktioniert. Viele Arbeitnehmenden befanden sich während der Krisenzeit im Homeoffice und es hat sich gezeigt: Remote Work erlaubt es, konzentriert an verschiedensten Orten zu arbeiten. Morgens später mit der Arbeit anfangen, um noch die Einkäufe zu erledigen oder die Bahnfahrt zu einem Freund nutzen, um den Projektbericht fertigzustellen. Erinnern auch Sie sich an Situationen, in denen Sie zuletzt das Gefühl hatten, Ihre Arbeit und Ihre Freizeit würden miteinander verschmelzen? Tatsächlich zeigt sich, dass die Grenzen zwischen Leben und Arbeit im Alltag immer mehr verschwimmen. Viele Arbeitnehmer sehnen sich heutzutage nach Modellen, die die beiden Dimensionen harmonisch ineinandergreifen lassen. Statt einer klaren, strikten Aufteilung der Zeit wird die „Work-Life-Balance“ durch das neue Motto „Work-Life-Blending“ ersetzt. Angestrebt wird ein fließender Übergang zwischen Arbeits- und Privatleben, der es den Arbeitnehmern ermöglicht, flexibel auf private Umstände zu reagieren, selbstbestimmt zu arbeiten und damit seine persönliche Produktivität zu steigern.
So können Sie doch bestimmt zustimmen, dass es nie ganz funktioniert hat eine Balance zwischen Ihrer Arbeit und Ihrem Privatleben herzustellen? Irgendwas kam immer zu kurz. Work-Life-Blending soll diesen Konflikt entzerren. Wenn die klaren Grenzen zwischen Arbeit- und Privatleben verschwinden, können persönliche Bedürfnisse im Tagesverlauf besser berücksichtigt werden. Das schafft nicht nur Entspannung und mehr Lebensqualität, sondern steigert auch die Zufriedenheit und Freude an der Arbeit. Natürlich bedarf eine solche Form des Arbeitens Vertrauen auf Seiten des Arbeitgebers. Vertrauen darauf, dass gewährte Freiheiten genutzt, aber nicht ausgenutzt werden. Zudem besteht das Risiko einer unkontrollierten Ausweitung der Arbeit auf Kosten der Arbeitnehmer und einer zu hohen Leistungserwartung. Und im schlimmsten Fall zu damit verbundenen gesundheitlichen Belastungen. Um das positive Potenzial des Work-Life-Blending ausschöpfen zu können, möchten wir Ihnen daher einige Tipps mit an die Hand geben:
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Akzeptieren Sie die fließenden Übergänge: Wenn die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt, gibt es keine starren Arbeitszeit-regelungen. Während der Arbeit etwas Privates zu erledigen, ist dann kein No-Go mehr. Akzeptieren Sie bei sich und bei anderen, dass es völlig in Ordnung ist, sich mit privaten Belangen während der Arbeit zu beschäftigen. Haben Sie eine positive Einstellung, dann können Sie das Potenzial am besten ausnutzen.
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Bringen Sie eine Struktur in Ihren Arbeitstag: Erfolgreiches Work-Life-Blending erfordert eine gute Organisation, nur dann kann man beiden Dimensionen gerecht werden.
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Auszeiten sind wichtig: Wenn Freizeit und Arbeit verschwimmen, ist das Risiko hoch, dass man keine bewusste Erholung mehr hat. Aber auch der leistungsfähigste Mensch braucht Ruhe und Pausen. Legen Sie Uhrzeiten fest, an denen Sie erreichbar sind und wann nicht und legen Sie dann auch konsequent Ihr Smartphone zur Seite
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Setzen Sie Tools zur Unterstützung ein: Um den Überblick über seine Arbeitszeiten zu behalten empfiehlt es sich Zeiterfassungssysteme zu nutzen. Zudem ist es sinnvoll Tools zur digitalen Kommunikation und zum Projekt- und Wissensmanagement einzuführen, sodass jeder von überall Zugriff auf wesentliche Inhalte hat.
Work-Life-Blending als Arbeitszeitkonzept versucht eine Einbindung beider Lebensbereiche in die aktuelle, moderne Unternehmenskultur zu erreichen. Wie jede neue Entwicklung stellt auch diese Ihr Unternehmen vor neue Herausforderungen. Daher möchten wir Sie dazu ermutigen, entschlossen weitere Schritte zu gehen auf dem Weg in eine neue, auf den Menschen ausgerichtete Form der Arbeit. Gerne unterstützen wir Sie auf diesem Weg und stehen Ihnen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite.
Wir freuen uns auf Rückmeldungen durch Sie und wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren Vorhaben. Werfen Sie zusätzlich einen Blick auf unsere eAcademy. Hier finden Sie weitere Informationen zu verwandten Management Themen. Wer sich zusätzlich für die Thematik „New Work“ interessiert, dem empfehlen wir folgenden Blogbeitrag zu lesen:
- Hier geht es zum Blogbeitrag „New Work“
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Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Rabea Seiler mit Prof. Dr. Daniel Keller für Keller Partner
Titelbild: Foto von Kristin Wilson auf Unsplash