Was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir zusammen
Liebe Leserinnen und Leser,
jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Erinnern Sie sich noch an Ihren letzten „first day on the new job”? Sicher, die Türen waren beschriftet und das Organigramm lag vor, Ihnen war zudem klar, warum man Sie eingestellt hatte. Aber all die “ungeschriebenen Regeln”, verklausulierten Details in Prozessketten, Befindlichkeiten und Vorliegen der Menschen, mit denen Sie zu tun bekamen – darauf waren Sie nicht vorbereitet. Doch an wen wenden Sie sich mit Ihren Fragen? Dieser natürlichen Verunsicherung kann leicht Abhilfe geschaffen werden, durch eine Person, die Ihnen konkret bei den ersten Schritten im neuen Unternehmen zur Seite steht.
Unser diesmonatiger Beitrag setzt sich mit dem Thema Mentoring als Teil der organisationalen Sozialisation auseinander. Was bedeutet Mentoring eigentlich und wie sieht erfolgreiches Mentoring aus? Was sind die Aufgaben eines Mentors? Und welche Vorteile bietet Mentoring Ihrem Unternehmen?
Die ursprüngliche Bedeutung von Mentor ist „väterlicher Freund“ oder „Lehrer“. So versteht sich unter betrieblichem Mentoring eine persönlich gestaltete Beziehung zwischen einer beruflich erfahrenen, erfolgreichen und einer weniger erfahrenen Person mit Karriereambitionen (Nerdinger, Blickle & Schaper, 2014).
Blickle und Schneider (2007) bezeichnen Mentoring als einen wichtigen beruflichen Etablierungsmechanismus mit dem Ziel, den Neuankömmling, auch als Mentee bezeichnet, im Unternehmen „sichtbar zu machen“.
Es dient einem erleichterten Einstieg in unternehmensinterne Prozesse, sodass die vorhandenen betrieblichen Ressourcen effizient genutzt und ein individueller Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet werden kann. Der Mentor hat die Aufgabe, sein Wissen in Form von formellen, aber auch informellen Informationen an den Mentee weiterzugeben, ihm mit Ratschlägen zur Seite zu stehen und ihn in seiner beruflichen Entwicklung zu fördern.
Mentoring übernimmt nach Kram (1985) verschiedene Funktionen. Zum einem dient Mentoring als Unterstützung der Karriereentwicklung des Mentees und dessen Vorbereitung auf den beruflichen Aufstieg innerhalb der Organisation. Neben dieser Karrierefunktion dient der Mentor als Rollenmodell für seinen Mentee und kann als Vorbild agieren. Dazu gehören auch verschiedene psychosoziale Funktionen: Der Mentor hört aktiv zu, berät den Mentee in beruflichen sowie persönlichen Problemlagen und unterstützt den Mentee im Bewusstsein über die eigenen Kompetenzen.
Um die Belastung der Mentoren nicht überzustrapazieren und auch die Unabhängigkeit der Nachwuchskraft zu fördern, sind solche festen Mentoring- Programme zeitlich auf maximal drei Jahre begrenzt. Im Rahmen eines solchen Programms sollten die Mentoren entsprechend vorbereitet werden. Kaminskii et al. (2017) stellten einige Regeln auf, die wir Ihnen als Handlungsempfehlungen für wirksames Mentoring gerne mit auf den Weg geben würde. Sie sollten im Vorhinein beachtet werden, um Mentoring erfolgreich in Ihrem Unternehmen einzusetzen:
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Der Stellenwert des Mentoring im Unternehmen ist zu klären
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Verdeutlichung der Bedeutung einer guten Mentorenbeziehung für die Karriere
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Möglichkeiten und Grenzen solcher Beziehungen klar machen
- Schulung der kommunikativen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten
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Vorurteile gegen das Mentoring direkt ansprechen und ausräumen
- Für Probleme gegengeschlechtlicher Mentoringbeziehungen sensibilisieren
Zudem basiert erfolgreiches Mentoring auf einer Vertrauensbeziehung zwischen Mentor und Mentee. Mentoring ist keine Einbahnstraße, sondern ein Geben und Nehmen. So stellen aufrichtiges Interesse an der jeweils anderen Person, sowie die Bereitschaft konstruktives Feedback zu teilen weitere wichtige Erfolgsfaktoren dar.
Werden diese Regeln befolgt, stellt solch eine Mentor-Mentee Beziehung nicht nur eine enorme Erleichterung für die Nachwuchskraft dar, sondern auch für das Unternehmen entstehen langfristige Vorteile:
1. Mentoring ist eine kostengünstige Möglichkeit für Sie, ein junges, unerfahrenes Talent zu einem geschulten Mitarbeiter auszubilden.
2. Bei unternehmensinternem Mentoring wird eine gewisse Verbundenheit zur Firma aufgebaut – Ziel des Mentoring ist ein gut vernetzter, engagierter Mitarbeiter, der sich mit Ihrem Unternehmen identifizieren kann und seine Zukunft dort sieht.
3. Es wird zum Austausch angeregt – Mentoring bietet Chancen für neue Ideen und verbesserte Prozesse und trägt so zur Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens bei.
Mentoring zeigt auf jeden Fall eines:
Auch wenn es durch die fortschreitende Digitalisierung immer einfacher wird, sein Wissen digital aufzubereiten – Wissenstransfer funktioniert doch immer noch am besten von Mensch zu Mensch, von Mentor zu Mentee.
Ein Mentoring-Programm ist nur einer vieler Bausteine eines erfolgreichen Onboarding-Prozesses. Wenn Sie einen Überblick über die verschiedenen Onboarding-Prozesse bekommen wollen, lesen Sie sich gerne unseren Beitrag zu diesem Thema durch:
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Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Rabea Seiler mit Prof. Dr. Daniel Keller von Keller Partner
Titelbild: Foto von nappy auf Pixabay.