KP Magazin

Arbeitszufriedenheit

Geschrieben von Prof. Dr. Daniel Keller | 29.10.2024

Was macht Mitarbeiter happy und Arbeitgeber attraktiv?

 

Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich vor, ich stelle Ihnen diese Frage: „Denken Sie an einen Moment, in dem Sie bei der Arbeit besonders glücklich (oder unglücklich) waren. Was war los?“ Haben Sie eine Antwort?

Genau mit dieser Fragestellung ging bereits der berühmte Frederick Herzberg und sein Forscherteam 1959 auf die Suche nach den Geheimnissen der Arbeitszufriedenheit

 

Heute möchte ich mit Ihnen gemeinsam beleuchten, was Arbeitszufriedenheit eigentlich bedeutet, welche Faktoren sie beeinflussen und – ganz pragmatisch – wie Sie als Arbeitgeber oder Mitarbeiter Ihr eigenes Arbeitsumfeld optimieren können.

 

Was ist Arbeitszufriedenheit?

Arbeitszufriedenheit klingt erst einmal simpel: Man fühlt sich bei der Arbeit gut, ist produktiv und beschwert sich eher selten über den Montagmorgen. Doch so einfach ist es nicht. Arbeitszufriedenheit beschreibt eine innere Einstellung zur Arbeit und umfasst nicht nur emotionale Reaktionen, sondern auch die Meinung über den eigenen Job und das Verhalten bei der Arbeit. Sie wirkt sich unmittelbar auf das Wohlbefinden und die Produktivität aus. Ein zufriedener Mitarbeiter ist nicht nur motivierter, sondern auch seltener krank und bleibt seinem Arbeitgeber länger treu. Wer würde also nicht gerne in einem Team arbeiten, in dem alle happy sind?

Doch hier lauert eine kleine Falle: Arbeitszufriedenheit ist kein statischer Zustand, sondern ein dynamisches Konzept. Was uns gestern noch zufrieden gemacht hat, kann uns morgen vielleicht langweilen. Die Latte für Zufriedenheit liegt nicht immer gleich hoch. Das gilt sowohl für Arbeitgeber als auch für Mitarbeiter.

 

Die zwei Gesichter der Arbeitszufriedenheit

Was also beeinflusst unsere Zufriedenheit am Arbeitsplatz? Herzberg brachte die Antwort schon vor über 60 Jahren auf den Punkt: Zwei-Faktoren-Theorie. Er unterteilt die Faktoren, die unsere Zufriedenheit beeinflussen, in zwei Kategorien: intrinsische und extrinsische.

  • Intrinsische Faktoren: Das sind die Dinge, die uns wirklich glücklich machen – Anerkennung, Verantwortung, interessante Aufgaben. Herzberg nennt sie Motivatoren, denn sie steigern die Zufriedenheit direkt. Wenn Sie also das Gefühl haben, dass Ihre Arbeit bedeutungsvoll ist, Sie für Ihre Leistungen anerkannt werden und eigenverantwortlich handeln können – Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im „Happy Employee Club“!
  • Extrinsische Faktoren: Diese drehen sich um Rahmenbedingungen – Gehalt, Arbeitszeiten, Arbeitsumfeld. Sie führen nicht unbedingt zur Glückseligkeit, aber wehe, sie sind nicht erfüllt. Herzberg nennt sie Hygienefaktoren. Diese verhindern Unzufriedenheit, sorgen aber nicht automatisch für Freude. Beispiel: Ein großzügiges Gehalt mag Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, aber allein davon werden Sie nicht vor Motivation sprühen – das kommt erst, wenn auch die intrinsischen Faktoren stimmen.

 

Der Schlüssel zur Zufriedenheit: Bedeutsame Arbeit

Doch halt, es geht noch tiefer! Hackman und Oldham, die 1980 mit ihrem Job Characteristics Model an Herzbergs Theorie anknüpften, machten deutlich, dass die Gestaltung der Aufgaben selbst eine enorme Rolle spielt. Sie fanden heraus, dass Arbeit dann besonders zufrieden macht, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:

  1. Bedeutsamkeit: Ihre Arbeit fühlt sich sinnvoll an. Sie sehen den größeren Zusammenhang und wissen, wozu Ihre Tätigkeit beiträgt.
  2. Verantwortung: Sie haben das Gefühl, Einfluss auf das Ergebnis Ihrer Arbeit zu haben und Verantwortung zu tragen.
  3. Feedback: Sie erhalten direkte Rückmeldung über die Resultate Ihrer Arbeit. So wissen Sie, ob Sie gute Arbeit geleistet haben.

Abbildung: Job Characteristics Model (Anlehnung nach Hackman & Oldham, 1980)

 

Dieses Modell unterstreicht, dass Menschen, die sich in ihrer Arbeit persönlich entfalten können, eine deutlich engere Verbindung zwischen ihren Aufgaben und der eigenen Zufriedenheit spüren.

 

Was können Arbeitgeber tun?

Jetzt fragen Sie sich sicherlich:
„Was heißt das konkret? Wie kann ich die Zufriedenheit meines Teams steigern?“

Eigentlich schade, denn es gibt keine Zauberformel, aber einige Tricks können Wunder wirken:

  • Zuhören: Jeder Mensch ist anders. Was den einen motiviert, lässt den anderen kalt. Nehmen Sie sich Zeit, die individuellen Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter zu verstehen. Das bedeutet, aktiv zuzuhören – sei es im Mitarbeitergespräch oder durch regelmäßige Feedback-Runden.
  • Bedeutsame Arbeit schaffen: Gestalten Sie Aufgaben so, dass sie einen erkennbaren Sinn haben. Mitarbeiter sollten verstehen, wie ihre Tätigkeit zum größeren Erfolg des Unternehmens beiträgt.
  • Verantwortung delegieren: Trauen Sie Ihren Mitarbeitern etwas zu! Selbst die kleinsten Freiheiten in der Aufgabenverteilung können das Gefühl von Selbstwirksamkeit stärken.
  • Feedback ist Gold: Feedback sollte nicht nur Kritik sein, sondern auch Lob – und es muss direkt und ehrlich sein. Erfolge zu erkennen und zu feiern, motiviert langfristig und zeigt Wertschätzung.
  • Hygienefaktoren nicht vernachlässigen: Klar, Gehalt ist nicht alles, aber es zählt. Gerechte Bezahlung, angemessene Arbeitszeiten und ein angenehmes Arbeitsumfeld sind das Fundament jeder erfolgreichen Zufriedenheitsstrategie.

 

Und was ist mit Ihnen?

Zum Abschluss kommen wir zurück zu Ihnen: Denken Sie an die Faktoren, die Sie sich zu Beginn notiert haben. Welche dieser Punkte fallen unter die besprochenen Theorien? Welche neuen Aspekte haben Sie erkannt, die Ihre Sicht auf Arbeitszufriedenheit vielleicht erweitert haben?

Durch das Verständnis der verschiedenen Facetten der Arbeitszufriedenheit können Sie sowohl Ihre eigene Zufriedenheit erhöhen als auch ein Umfeld schaffen, in dem Ihre Mitarbeiter motiviert und engagiert sind. Und wer weiß – vielleicht haben wir damit einen kleinen Schritt in Richtung „Happy Employee Club“ gemacht.

 

In diesem Sinne: Zufriedenheit ist kein Luxus, sondern ein Gewinn – für alle.

Ihr Prof. Dr. Daniel Keller

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